Samstag, 10. März 2012

Das siebente Siegel (1957)


"Ich möchte beichten. Aufrichtig und gläubig... aber mein Herz ist leer."

Wie viele Filme gibt es, die es schaffen, über die gesamte Spielzeit hinweg durchgehend mit Spannung und Atmosphäre zu unterhalten, diese jedoch ausschließlich mit den genialen Dialogen herauf zu beschwören?
Besonders in der heutigen Zeit nicht allzu viele, doch auch wenn man ein wenig in der Zeit zurückgeht sieht es eher rar aus. Klar, Nischentitel wie "Seul contre tous", "Oldboy" oder auch der Skandalfilm "Die 120 Tage von Sodom" haben sich, jedenfalls teilweise, immer auf diese Kunst verstanden, doch in dem Maße, in dem das Ganze in Bergmans "Das Siebente Siegel" praktiziert wird, hat es das meiner Meinung nach nie wieder gegeben.

"Ich seh' sie Mia, ich seh' sie wirklich. Am Horizont über dem dunklen Gewitterhimmel. Ich seh' sie alle dahinfahren: Der gestrenge Herr Tod bittet zum Tanz."

Wir schreiben das 12. Jahrhundert: Der Ritter Antonius Block kehrt begleitet von seinem Knappen aus dem "Heiligen Land" zurück in seine Heimat Schweden. Dem Elend und Leid der Kreuzzüge entronnen, hoffen die Beiden sich hier von den Schrecken der Reise erholen zu können. Doch daraus wird nichts: Die Pest sucht ganz Europa heim und zu allem Überfluss wird Block auch noch vom Tod heimgesucht. Dieser gewährt ihm allerdings noch einen kurzen Aufschub in Form einer Partie Schach, den er dazu nutzen kann, um, jetzt wo der christliche Glaube und jede Hoffnung in ihm ausgelöscht ist, nach dem Sinn seines Lebens zu suchen...

"Man kann den Leuten nicht oft genug vor die Nase halten, dass sie sterben müssen." "Meinst du, das macht sie glücklicher ?" "Warum zum Teufel soll man die Leuten immer glücklich machen ?"

Wie ich bereits schrieb, sind das, was den Film zu dem genialen Werk macht, welches er ist, hauptsächlich die Dialoge. Was hier aufgefahren wird, ist wirklich beeindruckend und die deutsche Synchronisation ist wahrscheinlich die Beste, die ich jemals hören durfte. Von den Hauptpersonen bis zur kleinsten Nebenrolle ist wirklich jeder perfekt besetzt, was im Zusammenspiel mit den brillant formulierten Dialogen, dem minimalistisch perfekten Szenenbild und der wunderbar philosophischen Geschichte über Zweifel und Verwirrungen in Zeiten der Pest eine Atmosphäre erzeugt, die bedrückender und nachdenklicher kaum sein könnte. Da kann man die eine oder andere Szene, die aus heutiger Sicht eher lustig wirkt, locker verschmerzen.

"Alles was nach Tod riecht, zieht mehr als nackte Frauenzimmer."

Nach meinen Lobgesängen auf diesen Film lässt sich abschließend eigentlich nur eines sagen: Wer "Das siebente Siegel" verpasst, ist entweder reiner Gorebauer oder aber selbst schuld.

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Welche Veröffentlichung ihr euch von diesem Film zulegt ist relativ egal, da sie alle kein richtiges Bonusmaterial enthalten und es somit nur eine Frage des Geschmacks ist, welche Verpackung man lieber im Regal stehen hat. Bei mir ist es die Amaray.

Nachtrag: Aufgrund der Information eines hilfsbereiten Lesers kann ich meine oben getätigte Aussage, dass alle Veröffentlichungen mit der deutschen Tonspur kein wirkliches Bonusmaterial enthalten, nun revidieren und auf die Arthaus Premium-Veröffentlichung hinweisen, die aus der normalen Veröffentlichung, einem 24-seitigem Booklet und einer zusätzlichen DVD besteht, welche etwa eine längere Dokumentation über den Regisseur enthält.
Danke dafür.

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