Samstag, 3. März 2012

Unten am Fluss (1978)


Mal sehen, wie viele Leser wir beim Veröffentlichen eines Reviews über einen "Kinderfilm" verlieren.

Cinemorphin stand von Anfang an stets im Namen von Blut, Gewalt und Avantgarde. Dies soll sich heute mit meinem Review über Martin Rosens Meisterwerk "Unten am Fluss", einem Zeichentrickfilm über knuffige, kleine Kaninchen ändern - oder auch nicht.



Der Film beginnt in einem sehr abstrakten Stil mit einer Einführung in die "Mythologie der Kaninchen". Sie erzählt biblisch die Entstehung der Erde, der Pflanzen und Tiere durch den großen, allmächtigen Schöpfer Frith. Zur Story des Filmes trägt dieses kurze Intro nur gering bei - Verweise zu Frith, dem Fürst der Wildkaninchen El-Ahrairah und dem schwarzen Kaninchen des Todes gibt es im Gegensatz zur Buchvorlage nur selten - , zum atmosphärischen Aufbau und zum Feinschliff ist es jedoch nötig, um aus diesem Film den Epos zu machen, der er auch ist, und verdient zu sein. 

Nun direkt zur eigentlichen Geschichte:  Sie beschreibt sich, die Tatsache, dass es sich bei den Protagonisten um Kaninchen handelt außer Acht lassend, als Road-Movie. Die Hauptfigur Hazel führt eigentlich ein recht idyllisches Leben auf einer Wiese auf dem britischen Land. Bis zu dem Tage, als sein Bruder, der kleine, ängstliche Fiver, eine Katastrophe hervorsieht. Da seine Visionen sich in der Vergangenheit bewahrheiteten, glaubt Hazel ihm und verlässt aus Angst vor der bevorstehenden Gefahr mit einigen weiteren Kaninchen gegen den Willen des Anführers den Bau.

Kurze Zeit später bewahrheitet sich das Horrorszenario, was Fiver vorausgesagt hat; der Bau wird durch Menschenhand zerstört. Zu dieser Zeit müssen die Kaninchen um Hazel ganz andere Gefahren meistern. Sei es der Mensch, andere Tiere oder weitere Kaninchenstämme, wie der der diktatorisch geführten Efrafas, die angeführt vom herrischen General Woundwort, denen sich unsere Helden am Ende des Filmes in einer erbarmungslosen Schlacht entgegenstellen müssen.


An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es sich bei "Unten am Fluss" um keinen Kinderfilm handelt. Die FSK6-Freigabe ist daher meiner Meinung nach ein Witz und sollte auf eine 12-er Freigabe hochgestuft werden. Immer wieder werden äußerst gewalttätige, blutige Szenen gezeigt, die für Kinderaugen eigentlich nicht bestimmt sind. 
Ein weiterer Grund, dies nicht als Kinderfilm zu deklarieren, ist die Vorlage zum Film: Richard Adams Buch "Watership Down". Für das Verständnis eines Kindes ist der Schreibstil des Buches viel zu kompliziert, die Gewaltszenen zu drastisch und detailliert geschildert und das Buch schlichtweg zu lang. (Meine Version hat 650 Seiten.)

>>Watership Down<< - Der Roman von Richard Adams


Obwohl Richard Adams es immer wieder abstritt, lässt sich auch - ebenfalls für den Horizont eines Kindes zu hoch - viel in unserer Gesellschaft äquivalente Kritik, aus dem Buch herauslesen. 
So werden einem bei einer Interpretation immer mehr die Andeutungen zu Themen wie Umweltschutz, Politik und auch sozialer Struktur ersichtlich. 

Solltet ihr ihn noch nicht gesehen haben, und das Gelesene ansprechend finden, lege ich euch nun den Film ans Herz. Bei mir löst das Werk jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut, zitternde Lippen und Tränen in den Augen aus. Entscheidet selbst, ob ihr eine Menge hineininterpretieren wollt oder, ob es für euch "a story about rabbits"  bleibt.  


(Den Film gibt es übrigens vollständig bei Youtube. 
Nichtsdestotrotz würde ich aufgrund der Bildqualität und der enthaltenen Extras die BluRay empfehlen.)




"Die ganze Welt wird Dein Feind sein, Fürst mit tausendfachen Feinden, und wann immer sie Dich fangen, werden sie Dich töten. Aber erst müssen sie dich fangen, Gräber, Lauscher, Läufer, Fürst der schnellen Warnung. Sei schlau und voller List, und Dein Volk wird nie vernichtet werden."

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