Donnerstag, 24. Mai 2012

Johnny Zieht In Den Krieg (1971)


Keine Arme. Keine Beine. Keine Ohren. Keine Augen. Kein Mund. Keine Würde.
Das ist Johnny (Timothy Bottoms). Er ist 17 Jahre alt, wurde im 1. Weltkrieg von einer Granate verwundet und liegt nun im Lazarett. Geplagt von Schmerzen, Träumen und Einsamkeit bleibt ihm nichts anderes übrig als sich durch Kopfnicken im Morsecode seiner Umgebung mitzuteilen. Als Muskelreflexe abgestempelt, werden diese Bewegungen nicht beachtet und Joe als "gefühlsloser" Torso in einem Abstellraum untergebracht.



Der Film zeigt in schockierenden Bildern das "Leben" eines menschlichen Wesens, das für seine Umwelt nur noch als Masse existent ist. Die Atmung, die Verdauung und der Herzkreislauf funktionieren. Er lebt, aber er ist kein Mensch mehr.
Für den Zuschauer hingegen ist er ein Mensch, der denkt und fühlt, Mitleid erregt, zum Reflektieren anregt und erstaunen lässt.
Die im Gegensatz zu den Krankenhausszenen in Farbe gehaltenen Erinnerungen Joes zeigen Begebenheiten aus seiner Kindheit und seiner Jugend. Zwischen diese Erinnerungen schleichen sich kontinuierlich wahnhafte, surreale Traumsequenzen, darunter paradoxe Gespräche mit Jesus (Donald Sutherland), die im Verlaufe des Filmes immer mehr mit der Realität verschmelzen.


Johnny Got His Gun ist auf jeden Fall keine leichte Kost. Es ist - auch, wenn das von fast jedem Film behauptet wird - eine Geschichte, die im Gedächtnis bleibt, die dem Zuschauer im Hirn nagt, und es zum Rasen bringt.  
Die Grundstimmung des Filmes ist so bedrückend, dass ich häufig am Überlegen war, den Film zu stoppen.
All das schafft er, ohne viel Bewegung oder großartige Hollywood-Effekthascherei.
Für mich ist und bleibt Dalton Trumbos Werk daher der einzige Antikriegsfilm, der jemals produziert wurde. Das Schlachtfeld wurde in den menschlichen Körper verlegt und ist brutaler und radikaler, als man es sich vorstellen möchte.

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