Dienstag, 19. Juni 2012

Eraserhead (1977)

Ein Traum aus dunklen und beunruhigenden Dingen. - David Lynch
Eine Beschreibung, die zutreffender nicht sein könnte. Mit seinem ersten Film in Spielfilmlänge beweist Regisseur und Allroundtalent David Lynch, dass er nicht nur eine große Begabung für die Malerei hat, sondern auch die Welt des Films durch sein Genie bereichern kann. Eraserhead schafft es durch einen unverkennbaren Stil eine düstere Welt zu erschaffen, die seinesgleichen sucht. Vorallem auf metaphorischer Ebene hat man mit dieser dunklen Geschichte in schwarz/weiss ein Einzelstück in der Filmgeschichte. Es gibt keine Erklärungen, es gibt nicht die eine Interpretation oder Lösung. Man hat hier sozusagen ein Rätsel, welches niemals gelöst werden kann.


Die Handlung lässt sich nur schwer erklären, gibt es hier dem Konzept des Films entsprechend eine Art Traumlogik, die Lynch in einer derart ästhetischen Form zu Zelluloid brachte, dass man jede einzelne Szene eingerahmt in seine Wohnung hängen könnte. Dennoch hier mal eine ganz grobe Zusammenfassung der Handlung:
In einer Welt, die dem schlimmsten Albtraum gleicht, lebt Henry Spencer (Jack Nance) in einem kleinen Apartment. Dort verbringt er seine Zeit damit, dem Gesang der Dame in seiner Heizung zu lauschen.
Henry hat eine Freundin, Mary X (Charlotte Stewart). Als diese schwanger wird, zieht sie mit dem angsteinflößenden Baby, das nicht genau beschrieben werden kann, zu Henry. Dort durchleben die beiden eine schlaflose Nacht nach der anderen, wachgehalten durch das unaufhörliche Geschrei des kleinen Dings.
Schon bald kommt es dazu, dass Marys Nerven zu reissen drohen, weshalb diese wieder zu ihren Eltern zieht und somit Mann und "Kind" alleine lässt. Aufgrund dessen wird Henry von Visionen der Sexualität, Depressionen und Chaos heimgesucht.

Wer sich auf diesen Film einlässt, erlebt einen unvergleichlichen Albtraum aus grotesker Realitätsverzerrung, undefinierbaren Formen und Wesen, einer ordentlichen Prise Surrealismus sowie weiteren bizarren Einfällen. Folglich ergibt sich auch die bereits angesprochene starke Symbolik des Films, die Lynch durch eine unglaublich penible Arbeitsweise auf die Beine gestellt hat. Jeder Ton, jedes Geräusch und jede Falte musste genau stimmen, damit Lynch zufrieden war.
Es gibt kein "Richtig" oder "Falsch", genauso gibt es auch keine eindeutige Erklärung für irgendeine Szene, geschweige denn für den ganzen Film. Jeder Zuschauer wird zu einer persönlichen Interpretation kommen, die nur ganz unwarscheinlich mit der eines Anderen übereinstimmt. Der Eine kann etwas aus einem kleinen Detail ziehen, was ein Anderer so garnicht wahrnimmt oder sogar übersieht. Laut einer Aussage von David Lynch hat dieser bis heute nicht eine einzige Rezension, Kritik o.ä. gelesen, die seiner Interpretation des Films entspricht.


Die Produktion des Films startete im Jahre 1971. Aufgrund des geringen Budgets und der punktgenauen Arbeitsweise Lynchs war das Team immer wieder dazu gezwungen, Produktionstopps einzulegen, die teilweise sogar über ein Jahr betrugen. So gibt es beispielsweise eine Einstellung, in der Henry durch eine Tür geht. Erst 1 1/2 Jahre später sieht man ihn letztendlich in diesem Raum, da das Budget zu dieser Zeit ausgeschöpft war und Lynch durch kleinere Nebenjobs oder Spenden wieder etwas ersparen musste. Auch die teilweise unerklärlichen Special-Effects haben eine Menge Zeit und Geld in Anspruch genommen.
Ich besitze die erst kürzlich veröffentlichte, deutsche DVD von Capelight, die über ein herausragendes Bild verfügt. Erstmalig ist der Film in diesem Zuge auch auf Blu-Ray erschienen. Auf der DVD/BD ist zudem noch noch die 85minütige Dokumentation Eraserhead Stories zu finden, die einige Produktionshintergründe beleuchtet, auf den Cast eingeht und viele weitere Informationen zum Film preisgibt. Sollte jedoch erst nach der Sichtung des Films angesehen werden.

Zusammenfassend sei gesagt, dass man mit Eraserhead einen Meilenstein in der Filmgeschichte hat. Der Film lässt sich nicht wirklich einem Genre zuordnen, da der Film schon fast ein Genre für sich ist. Die Bezeichnung Horror würde jedoch wohl noch am ehesten passen, denn genau das ist der Film: Eine fesselnde Erfahrung, die einen auch nach Ablauf der Credits noch lange beschäftigen und zum Nachdenken anregen wird. Absolute Empfehlung meinerseits für dieses einzigartige Erlebnis in der Welt des Films.


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