Dienstag, 4. März 2014

Dogdick (2013)



Es gibt Filmtitel, die einen förmlich anspringen. Je nach Trash-Begeisterung des Zuschauers wird dadurch entschieden, ob der Film gerade aufgrund des Titels unbedingt geschaut oder auch gemieden werden muss. Das hier vorliegende Debüt des amerikanischen Regisseurs James Bell gehört in diese Kategorie. Kein Trash, dafür umso realer, radikaler, kontroverser.


Dogdick zeigt uns Amerika, wie es sich jeder (Nicht-Amerikaner) vorstellt. Ein Haufen ungebildeter, in Trailerparks lebender Junkies, die Tiere quälen, permanent besoffen sind und etwas für ihre Figur vor der Wii-Konsole tun. So verwundert es auch nicht, dass der Macher als Alternativtitel White Trash Holocaust gewählt hat. Jetzt kann natürlich jeder sagen, dass dies ausschließlich Vorurteile sind. Dogdick beweist uns aber das klare Gegenteil, da es sich hierbei um eine Art Homevideo handelt. Es gibt kein Script, keine Darsteller - nur eine Handkamera, die über Jahre die Nachbarschaft Michigans aufnahm: pöbelnde Obdachlose, betrunkene Rentnerinnen, die Vogelbabies bei "Flugstunden" fahrlässig das Leben nehmen und Jugendliche, die ausgetrocknete Tierkadaver verstümmeln.
All das wird kommentarlos, einzig durch gelegentliche Farbfilter und andere Bild- und Toneffekte auf den Zuschauer losgelassen.


Bereits nach 43 Minuten strahlt den Zuschauer bereits der verdiente "The End"-Schriftzug in bunten Leuchtfarben an, und spätestens zu diesem Zeitpunkt setzt das Gehirn wieder ein und hat nun hoffentlich eine Menge Zeit das Gesehene zu verarbeiten - trotz der geringen Lauflänge fällt dies nämlich alles andere als leicht.
Wirkt James Bells Werk doch wie eine Mischung aus Harmony Korines Filmen Gummo und Trash Humpers auf Meth, fernab des guten Geschmacks und jeglicher Konvention.

Selten gab es einen Film, der mich so sprachlos gelassen hat, wie Dogdick. James Bell hat mit seinem Film eine Art Shockumentary geschaffen, die eine Intensität und Härte aufweist, gleich der der Indecline-Produktionen, Faces of Death oder MDPOPE,  mich andererseits aber (im Gegensatz zu den eben genannten) unterhalten konnte, und so schon einen gewissen Spielfilm-Charme versprüht und nicht zum verfrühten Abschalten drängt.


Wer immer noch nicht angeekelt das [X] oben rechts in der Ecke angeklickt hat, und sogar noch Interesse an Fremdschämen und Tiersnuff hat, kann sich den Film direkt bei Regisseur James Bell unter corpsehummper@yahoo.com bestellen. Der Film kommt mit einem selbstbemalten und -beklebten Cover, der Unterschrift und einem kleinen Einleger. Nach dem Film gibt es noch einige nicht verwendete Szenen, Trailer und kurze Video-Clips, sowie den kompletten Film erneut mit Audiokommentar zu sehen. Seid Euch aber wirklich bewusst, worauf ihr Euch einlasst! Ich trage für nichts Verantwortung und empfehle den Film auch nicht weiter.

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