Freitag, 16. Mai 2014

Necrophile Passion (2013)


Nach genügend Kannibalismus kommen wir nun zu einem weiteren kontroversen Streitthema: Nekrophilie.

"Nekrophilie bezeichnet eine Sexualpräferenz, die auf Leichen gerichtet ist."

Doch was veranlasst einen Menschen, solche Triebe zu entwickeln? - Genau das zeigt uns Regisseur Tom Heidenberg in seinem Film Necrophile Passion.




Unser lethargischer, von seiner Freundin verlassener Protagonist, großartig verkörpert von Günther Brandl, trifft auf seinem Spaziergang durch den Wald auf einen toten Frauenkörper. Nach kurzem Überlegen steht seine Entscheidung fest. Der Kadaver wird im Kofferraum verstaut und muss in den heimischen vier Wänden seinem Liebestrieb weichen. 
Es folgen Szenen voller Verzweiflung, Depression, vorwurfsvoller Flashbacks, Selbstverstümmelung und Misanthropie - immer dabei, die eigene dunkle Stimme im Kopf, für die eine Leiche nicht genug ist.

"Einen Horrorfilm über Nekrophilie? Das kennen wir doch schon!" 

Richtig! Doch will Necrophile Passion kein schnödes Remake von Jörg Buttgereits Nekromantik sein, sondern funktioniert als eigenständiges Werk und versucht sich auch gar nicht Buttgereits Klassiker aus dem Jahre 1987 als Vorbild zu nehmen.
In erster Linie sollte man Heidenbergs Werk nicht einmal als reinen Horrorfilm sehen. Eher als kontroverses Drama, welches dennoch schockierende, dem Horrorgenre zuzuordnende Bilder zeigt. Dabei verkommt er aber nicht zu einer typischen Schlachtplatte, wie man es von einigen deutsch(sprachig)en anderen Produktion gewohnt ist. Ganz im Gegenteil wird in Necrophile Passion eher auf die Psyche der Hauptfigur eingegangen, als nur stumpf Gewaltszene an Gewaltszene zu reihen.



Technisch gesehen darf sich der Film trotz des geringen Budgets ganz oben einreihen. Nicht zuletzt liegt das an dem atemberaubenden Soundtrack des österreichischen Composer René Bidmon (Pray for Pain Records), der von elektrischen, martialischen Klängen über Noise-lastigere Stücke bis hin zu orchestralen Themen nichts auslässt und sich stets im Einklang mit dem Gezeigten befindet.

Ein weiteres Lob ist der Kamera- und Bildbearbeitungstechnik zuzusprechen. So wirkt Necrophile Passion gefüllt mit matten Farben über die gesamte Spieldauer von 52 Minuten wie die verfilmte Verzweiflung. Viele beabsichtigt kontrastarme Bilder - meist gehalten in Grau- und Brauntönen - geben dem Film den letzten Schliff und beweisen künstlerisches Können in diesem Debütwerk Heidenbergs.
Eine langsame, ruhige Kameraarbeit in Verbindung mit dem bereits angesprochenem Score vermittelt wider der Thematik eine Ruhe, die aber in keinster Weise in Langeweile mündet und so dem Film einen beachtlichen künstlerischen Anspruch beschert.



Der Film erschien Ende 2013 über das österreichische Label Black Lava Entertainment (Ghoul's Night Out, Isolation, europäische Releases zu Fetus, Slaughtered Vomit Dolls, ...), in einer für das Label typischen Amaray im Pappschuber. Als sich dann einige Monate später doch noch jemand fand, der das nicht wirklich jugendfreie Cover auf eine Hartbox bannen wollte, erschien letztendlich im Februar 2014 noch eine auf 99 Stück limitierte kleine Hartbox, welche noch René Bidmons Soundtrack beinhaltete.


Link zur IMDb: Klick!
Link zur OFDb: Klick!
Link zum Label Black Lava Entertainment: Klick!

Keine Kommentare: